Schwarz-weiß Foto, auf dem eine Frau eine Treppe hinuntergeht, mit einem in großer Schriftgröße dargestellten Zitat von Anish Kapoor: 'All Ideas grow out of others ideas'

Eine Idee mehr Krea­ti­vität

vier Inside /​/​ Warum Werbung Ideen braucht

Instagram, TikTok, Facebook, Pinterest, Youtube, TV, Radio, Plakate, CLPs, Anzeigen, … – täglich versuchen unzählige Werbe­maß­nahmen mit unter­schied­lichsten Botschaften unsere Aufmerk­samkeit zu erha­schen. Da aufzu­fallen ist nicht einfach. Es gibt zwei Wege, die dennoch zu schaffen. Welcher für dich am inter­es­san­testen ist, musst du selbst entscheiden.

Der erste Weg ist, seine Werbe­bot­schaften mit großem Budget nach draußen zu tragen. Wer so gut wie jedes CLP in allen Groß­städten des Landes zupflastert, in jedem Werbe­block in der Primetime auftaucht und Online auf allen aktuell gängigen Kanälen seine Werbung plat­ziert, sorgt einfach dafür, dass seine Ziel­gruppe schlichtweg an der eigenen Werbung nicht vorbei­kommt. Dass dies funk­tio­niert, ist keine Frage. Unfraglich ist aber auch, dass dieser Weg sehr kost­spielig ist und daher nur von ein paar sehr großen Konzernen umge­setzt werden kann.

Der zweite Weg setzt statt großem Budget auf eine große Idee. So führt er weniger kost­spielig zum Erfolg. Denn durch die Idee werden passive Konsument:innen zu aktiven Kommunikationsteilnehmer:innen. Sie werden quasi an das Produkt und an die Marke gebunden. Ideen in der Werbung sind also ein Instrument zur Ziel­grup­pen­bindung.

Werbung ohne Idee ist nicht nur ideenlos, sondern in vielen Fällen auch nutzlos.

Etwas konkreter: Ein Werbe­motiv, das super foto­gra­fiert und erst­klassig exeku­tiert ist, in der visu­ellen und text­lichen Botschaft aller­dings nur rein infor­mativ kommu­ni­ziert, wird bei den Konsument:innen kaum Wirkung erzeugen. Selbst wenn sie es optisch wirklich anspre­chend finden, werden sie die Botschaft nach spätestens 5 Minuten wieder vergessen haben. Der Grund ist die fehlende Idee in Bild und/​oder Text. Denn erst sie sorgt dafür, dass im Gehirn der Betrachter:innen ein Bezug zum Gese­henen herge­stellt wird und die Synapsen zu knallen beginnen. Erst mit der Idee und dem damit einher­ge­henden geis­tigen Beschäf­tigen mit der Werbung entsteht das gewünschte Invol­vement und das Abspei­chern im Ober­stübchen.

Aber was ist eigentlich eine Idee bzw. eine Werbung mit Idee? Einfach ausge­drückt, eine Werbe­bot­schaft, die nicht nur rein infor­mativ und rational ist, sondern eine zusätz­liche emotionale Ebene mit einbringt. Es ist ein kleiner Haken, an dem die Betrachter:innen hängen bleiben. Eine Kante, die dafür sorgt, dass die Ad nicht einfach so durch­flutscht. Es ist die Idee, die die Betrachter:innen dazu auffordert, sich Gedanken zum Gese­henen und zur Aussage der Werbung zu machen.

Ein konkretes Beispiel ist ein Klas­siker der Werbe­ge­schichte: die Unhate-Kampagne von Benetton. Diese Werbung ohne Idee wäre schlicht ein sich küssendes Paar. Infor­mativ und rational absolut richtig und passend zur Botschaft. Aber eben auch ohne jegliche Emotion bei den Betrachter:innen hervor­rufend. Diese Werbung mit Idee macht aus dem sich küssenden Paar einfach Angela Merkel & Sarkozy, Barack Obama & Hugo Chávez oder der Papst & ein Imam. So erhalten die Motive eine Kante, an der die Betrachter:innen hängen bleiben. Die Werbe­wirkung erhöht sich um ein Viel­faches.

Das Gute ist, es gibt viele Möglich­keiten, eine Idee in der Werbung unter­zu­bringen:

  1. In der Headline.
  2. Im Bild.
  3. Im Zusam­men­spiel von Headline und Bild.
  4. Im zeit­ak­tu­ellen Zeit­punkt.
  5. Im saiso­nalen Zeit­punkt.
  6. In der Respekt­lo­sigkeit gegenüber Respekts­per­sonen.
  7. Im Bruch mit ethi­schen Konven­tionen.
  8. Im Anwen­dungs­kontext des Produkts.
  9. Im Bruch mit Kate­go­rie­regeln.
  10. Im Wissen um das kollektive Wissen der Ziel­gruppe.
  11. Im Wissen um die tech­ni­schen Möglich­keiten des Mediums.
  12. In der Wirkung des Produkts.
  13. Im Wissen um die kritische Einstellung der Ziel­gruppe.
  14. Im Wissen um den Fana­tismus der Ziel­gruppe.
  15. Im Wissen um die schrägsten Rituale der Ziel­gruppe.
  16. In der Kombi­nation mehrerer Punkt von oben.

Du hast Fragen zu einzelnen Punkten oder bist viel­leicht anderer Meinung? Ich freue mich, mit dir ins Gespräch zu kommen.  

Autor: Michel Nipp - vier­di­men­sional
Foto: unsplash
Nach oben scrollen